Alltag, Ausflüge, Augenblicke

Die meiste Zeit leben wir hier in den Tag hinein - die Mahl-, Dusch- und Eincremzeiten sind genug Rahmen ... manchmal fast schon zu viel ... unglaublich, dass immer mal wieder sogar so etwas wie Stress aufkommt ... "Ist Henri schon eingecremt?" ... "Nein, er war noch gar nicht duschen." .. "Wenn du mit ihm duschst und ihm gleich noch die Zähne putzt, creme ich ihn ein." ...  Die pflegerischen Tätigkeiten erfreuen sich im Familienverband unterschiedlicher Beliebtheit. Eincremen rangiert bei fast allen ganz zuunterst. Dass es meist an mir hängen bleibt, ist jedoch vor allem der Tatsache geschuldet, dass man sich als Kontrollfreak nur auf der sicheren Seite fühlt, wenn man's selber gemacht hat ;-) Während also die Verantwortung für das Eincremen weiterhin fest in elterlicher Hand liegt, geht Henri immer öfter alleine duschen. Ich erinnere mich noch sehr gut, wie glücklich ich war, als er vor einem Jahr seinen Kulturbeutel gepackt und "Ich geh alleine duschen." gesagt hat. So ähnlich erging es mir dieses Jahr, als er zum ersten Mal allein mit seinem Roller im Supermarkt Milch kaufen war. Es war allein Henris Idee und es hat mich schon ein wenig Überwindung gekostet, meine Bedenken zur Seite zu schieben, um ihm diesen wichtigen Schritt in Richtung Selbständigkeit zu ermöglichen. Auf den Wegen hier in der Anlage herrscht ein reger Verkehr von Fußgängern, Rad- und Rollerfahrern, Skateboardern und die Autos fahren daher langsam ... Also stimmte ich zu... dass ich ihm wie letztes Jahr beim ersten selbständigen Duschen einen vollkommen unauffälligen big brother Elias nachgeschickt hatte, hat Henri nicht bemerkt. Aber schon beim zweiten Mal fuhr er tatsächlich ganz ohne Begleitung und mittlerweile ist das Milchkaufen schon fast selbstverständlich :-) 

Was für eine Freude allerseits, als Henri mit seinem Roller um die Ecke kommt - Milch und Wechselgeld liefert er korrekt ab und ist fortan unser Stamm-Milchlieferant :-).

Dieser Ausflug war bisher Henris liebster und er will unbedingt wieder zur Burg - am liebsten noch dieses Jahr. Mir geht es ähnlich - wenn auch weniger wegen der Burg - die Lage von Tossa de Mar und die Farben sind wirklich traumhaft. 

Am Strand von Roses ahnt man nichts von den abgelegenen felsigen Buchten, die man nur zu Fuß erreichen kann - nachdem wir die erste "kritische Stelle" ohne Geländer überwunden haben, überwiegt auch bei mir die Begeisterung. Natürlich war meine Ängstlichkeit einmal wieder völlig übertrieben - aber der Begriff "kritischen Stellen" begleitet mich schon seit mittlerweile fast 40 Jahren: Meine Mutter hat ihn während unserer Wanderurlaube im schönen Wallis geprägt - genau wie den "peilrechten Abhang ;-)

Den ganzen Tag schon war Henri nicht richtig fit - bei unserer Rückkunft brach dann leider ein heftiger Magen-Darm-Infekt durch. Durch den hohen Flüssigkeitsverlust war Henri sehr schlapp und kraftlos - zwei Tage lang war ich vor allem damit beschäftigt, ihm literweise Flüssigkeit einzuflößen. Ganz über den Berg ist er noch nicht, aber mittlerweile geht es ihm deutlich besser und wir haben sogar wieder einen kleinen Ausflug machen können. 

Dieses Foto vom Mond am Himmel über Spanien hat sich Henri gewünscht - es ist sozusagen ein "Auftragswerk". Keiner in unserer Familie hat eine solch enge Verbindung zum Mond wie Henri - er nimmt ihn in all seinen Formen sehr bewusst wahr und vermisst ihn, wenn er nicht da ist. Vielleicht rührt die Beziehung von den vielen vielen "der Mond ist aufgegangen" her, die Oma schon an seinem Bett zu Hause, aber auch in der Klinik gesungen hat - an guten und weniger guten Tagen.  

An diesem Abend hat Henri vergeblich versucht, den Mond zu fotografieren ... enttäuscht brachte er mir seine kleine Kinderkamera, damit ich das Foto für ihn mache und es zu Hause für ihn ausdrucke. Mit der Kinderkamera war tatsächlich nichts zu machen, aber mit dem obigen Foto von meiner Kamera war er dann doch zufrieden :-) 

Gerade spüre ich wieder einmal, wie sehr mich dieses Kind anrührt - und weil mir die Worte fehlen, lasse ich die Fotos unkommentiert stehen.

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Kommentare: 2
  • #1

    wollwesen (Dienstag, 25 August 2015 14:51)

    Ich habe mich sehr über diese wunderschönen und berührenden Fotos gefreut,
    vielen Dank und viele Grüße von
    Helga

  • #2

    henri-mittendrin (Samstag, 03 Oktober 2015 00:10)

    Ich danke dir, liebe Helga, für dein Folgen und Anteilnehmen. Und ich freue mich über deine Kommentare!