· 

Welt-Down-Syndrom-Tag 2024

15. Februar 2024

Henri, 21, beim Spaziergang in unserer Toskana - ausgestattet mit allem, was er so braucht.

(Die Fahne hat er nur fürs Foto zur Seite gelegt ;-).

 

 

Eigentlich war der Plan, mit dem heutigen Eintrag an den letzten vom 21. März 2023 anzuschließen... eigentlich. Ich bin zu spät dran und beginne daher mit einem kleinen Bericht aus der Jetzt-Zeit.

 

Henri ist mittendrin in seiner Berufsvorbereitungsphase BVI, die er bei MLL (Miteinander leben lernen) absolviert - noch bis November hat er Zeit, in verschiedenen Tätigkeitsfeldern Erfahrungen zu sammeln, sich selbst auszuprobieren. Diese Maßnahme ist zwar in Trägerschaft einer WFMB (Werkstatt für Menschen mit Behinderung) – umgangssprachlich Behindertenwerkstatt findet jedoch nicht dort, sondern einmal die Woche bei MLL in Saarbrücken und die restlichen Tage in von MLL vermittelten Praktikumsbetrieben statt.

 

MLL beschreibt die Zielsetzung so: Berufsvorbereitung Inklusive versteht sich als Alternative zum Berufsbildungsbereich einer WfMB. Jugendliche können sich in dieser Zeit in mehreren Praktika in unterschiedlichen Berufsfeldern orientieren um ihre Stärken und Neigungen kennen zu lernen. Sie haben am Arbeitsplatz eine persönliche pädagogische Begleitung, die sie auch in ihrer Mobilität und Selbständigkeit fördert und unterstützt.“ ist auf der Website von MLL zu lesen und so ist es tatsächlich. 

 

Im Gegensatz zur Berufsvorbereitung in der Werkstatt, wo die Erfahrungen in verschiedenen Bereichen der Werkstatt gemacht werden, vermittelt MLL die jungen Erwachsenen in "ganz normale" Betriebe wie z.B. Restaurants, Hotels, Kaufhäuser, Gärtnereien u.v.m. Während der Praktika haben sie - anderes als in der Werkstatt - die Möglichkeit, das "normale Arbeitsleben" in Betrieben des ersten Arbeitsmarktes kennenzulernen. 

 

Dennoch handelt es sich für die Menschen mit Behinderung nicht um eine Stelle auf dem ersten Arbeitsmarkt - rechtlich ist es so, als würden sie in der WfMB arbeiten. 

 

Im Laufe des letzten Jahres hat Henri verschiedene Praktika gemacht und ist zu jedem Betrieb gerne gegangen: Zunächst war er in der Jugendherberge in Saarbrücken, danach in der Mensa der Uni in Homburg beschäftigt - beide Male hat er vor allem in der Küche gearbeitet. Danach hat er ein Praktikum im Blumenladen gemacht - auch dort war er richtig zufrieden, was wir dem engagierten Umgang seiner Praxisanleiterin zu verdanken hatten.  Die nächste Stelle war dann in einem Bioladen in Homburg - auch dort hatte er eine tolle Anleitung und dazu noch nette Kundinnen und Kunden. 

 

Seit ein paar Monaten arbeitet Henri wieder im Waldidyll Rabenhorst - einem Hotel, wo er schon während der Schulzeit ein Praktikum absolviert hat. Die Verbindung zum Rabenhorst hat sich in den letzten Monaten so gefestigt, dass Familie Niemeijer nun angeboten hat, Henri nach Abschluss der BVI als Mitarbeiter zu übernehmen. Auch dies wird kein erster Arbeitsmarkt sein, das Hotel fungiert eher als eine Art "Zweigstelle" der Werkstatt. Für uns ist das jedoch zweitrangig und für Henri sowieso. Wir sind sind dankbar, dass Henri nach Abschluss der Berufsvorbereitung neben seinem Zuhause einen weiteren Ort hat, wo er sich wohlfühlt, sich akzeptiert und geschätzt fühlt. 

 

Im Laufe des letzten Jahres ist Henri reifer, "erwachsener" geworden. Er kennt seinen Tagesablauf und ist sehr bewusst und konsequent, wenn es um die Einhaltung von Terminen und Absprachen geht. 

Zweimal in der Woche geht er zum Schwimmtraining, zweimal ins Fitnessstudio, am Wochenende hat er Hip-Hop und Jugendfeuerwehr. Besonders wichtig ist ihm sein wöchentliches Training für die Special Olympics. Vor den Olympischen Spielen Thüringen (wo er Gold gewonnen hat :-) - ich berichte noch darüber) hat er jeden Samstag Stockschießen trainiert und sich sehr verbessert. Seine Disziplin für die neue Saison steht noch nicht fest - wir werden sehen, was ihm gefällt. 

 

Henri hat uns, seit er auf der Welt ist, so oft überrascht - im guten Sinne! Besonders ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht, wie es wohl sein wird, wenn Henri erwachsen ist. Ich war einfach froh, dass er da ist und ein erfülltes Leben hat. Dass er sich nun auch im weiteren Umfeld immer mehr verwurzelt, eigene Veranstaltungen und Interessen hat, erfüllt uns mit Freude und Dankbarkeit. 

 

Und nun: Einen happy World-Down-Syndrom-Day 🌈 

 

P.S. Henri hat es immer noch nicht so mit dem Down-Syndrom... er möchte nicht zwei verschiedene Socken tragen und "das Wort" (Zitat Henri) auch nicht hören. 

 

 

 

 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0