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Berufsvorbereitung Inklusive (BvI) bei MLL

Einleitend eine Info für alle, die mit dem Sozialgesetzbuch, insbesondere den Leistungen zur Teilhabe am Arbeitslebennicht so vertraut sind.

 

Zwischen Förderschule und der geregelten Anstellung in einer WFMB (Werkstatt für Menschen mit Behinderung) – umgangssprachlich Behindertenwerkstatt genannt -  gibt es wie bei Menschen ohne Behinderung eine Zeit der beruflichen Qualifizierung, in der sie auf das Arbeiten in einer Werkstatt vorbereitet werden. 

Die Maßnahmen dauern 27 Monate und finden in der Regel in den WfMB angegliederten Werkstätten statt. Die jungen Erwachsenen versuchen sich in verschiedenen handwerklichen Bereichen (Küche, Druckerei, Näherei, Druckerei…)  und entscheiden nach zwei Jahren, in welcher Werkstatt sie nach der „Ausbildung“ arbeiten möchten. Natürlich gibt es da stets das Ziel einer Eingliederung auf den allgemeinen, sog. ersten Arbeitsmarkt … der Anteil der Menschen, bei denen das gelingt, liegt aber zurzeit im einstelligen Bereich.

 

Henri besucht seit Anfang September 2022 auch eine solche Qualifizierungsmaßnahme in Trägerschaft einer WfBM. Er absolviert die Maßnahme aber nicht bei der Werkstatt selbst, sondern bei einem mit der Beruflichen Qualifizierung beauftragten Bildungsträger, MLL

Berufsvorbereitung Inklusive versteht sich als Alternative zum Berufsbildungsbereich einer WfMB. „Jugendliche können sich in dieser Zeit in mehreren Praktika in unterschiedlichen Berufsfeldern orientieren um ihre Stärken und Neigungen kennen zu lernen. Sie haben am Arbeitsplatz eine persönliche pädagogische Begleitung, die sie auch in ihrer Mobilität und Selbständigkeit fördert und unterstützt.“ ist auf der Website von MLL zu lesen. MLL hat Kooperationen mit Betrieben in unterschiedlichen Bereichen: Restaurants, Hotels, Kaufhäuser, Gärtnereien u.v.m. Die jungen Erwachsenen machen dort Praktika und lernen das normale Arbeitsleben in Betrieben des ersten Arbeitsmarktes kennen. 

 

Wichtig zu erwähnen, weil es oft verwechselt wird: Die rechtliche Stellung der jungen Menschen ist so, als würden sie in einer WfMB arbeiten. Zwar beschäftigen die Betriebe in der Mehrzahl MitarbeiterInnen des ersten Arbeitsmarkts - die Menschen mit Behinderung arbeiten jedoch nicht auf dem ersten Arbeitsmarkt … auch wenn es auf den ersten Blick so aussehen mag.

 

Wir hatten in Henris Schulzeit immer schon den Gedanken, das er später nach Möglichkeit an einem Ort arbeiten kann, in dem es nicht nur, aber auch Menschen mit Einschränkung/Behinderung gibt. Mir fiel es schwer, mir vorzustellen, dass sich Henris Leben vorrangig in den in Deutschland weit verbreiteten „Schutzräumen“ für Menschen mit Behinderung (Förderschule, WfMB) abspielen soll. Dennoch: Wir wollen offenbleiben und immer zuallererst Henri im Blick haben. So kam es ja auch zu unsrer Entscheidung, dass Henri die letzten Jahre der Schulzeit auf einer Förderschule verbracht hat.

 

Die ersten drei Monate bei MLL boten einerseits Raum für das gegenseitige Kennenlernen und Förderung der Gruppenstruktur. Andererseits wurde auch viel geschrieben, zum Beispiel Bewerbungen 😊. Mir gefällt der Umgang mit den Jugendlichen sehr – das Fahrtraining, das ich gestern beschrieben habe, ist nur ein Teil des Konzepts, so viel Selbständigkeit wie möglich anzulegen. 

 

Seit Januar arbeitet Henri in der Jugendherberge in Saarbrücken, er kümmert sich um das Ein- und Ausräumen der Spülmaschine, deckt den Tisch, schneidet Obst und Gemüse. Da er immer noch nicht so richtig gesprächig ist, wird mein Interesse daran, wie so ein Arbeitstag in der Jugendherberge aussieht, leider nicht ganz befriedigt. Es scheint jedoch – wie Henris Betreuer Michael in Telefonaten immer wieder berichtet – gut zu laufen 🤞.

 

Was ich aber sagen kann, dass nun noch einmal mehr Kompetenz im Umgang mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gefordert wird. Henri fährt nicht mehr mit dem Sammeltaxi nach Homburg, sondern mit dem Linienbus. In Saarbrücken nimmt er beim Busterminal am Hauptbahnhof eine der Buslinien in Richtung Universität und steigt an der Jugendherberge aus. Bisher ist er (erst) einmal falsch eingestiegen und eine einstündige Runde durch Saarbrücken gefahren. Irgendwann hat er dann bemerkt, dass er wohl den falschen Bus genommen hat … und zum Handy gegriffen. 15 Minuten später kam er wohlbehalten in der Jugendherberge an 👏.

 

Im nächsten Blogbeitrag berichte ich mal etwas von unseren Kindern – seit 2 Monaten sind alle volljährig. Dabei wollten wir doch eigentlich die Zweijährigen oder zumindest Kleinkinder nie ausgehen lassen 😉.

 

 

 

Gestern Abend war es in der Bexbacher Toskana besonders schön - so viel Nebel im Vorfrühling

(19. März 2023)

 

 

 

Alles da: Drachen, Lineal und so ein unglaublicher Himmel -  Schön, dass du bei uns bist, lieber Henri ❤️!

(19. März 2023)

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