Fast schon eine Großfamilie ... Henri hat drei Geschwister

19. Mai 2019

Auf der Insel Mainau im Rahmen unserer letzten gemeinsamen Familienreha in der Nachsorgeklinik Tannheim

 

24. April 2010

Und so sahen sie neun Jahre zuvor aus :-)  - das Foto ist ebenfalls im Rahmen einer Familienreha in Tannheim entstanden. 

 

Seit über 24 Jahren sind Dirk und ich schon mit Kindern unterwegs. Mittlerweile haben wir uns aber - der Natur der Sache geschuldet - von unserem Vorsatz, die kleinen Kinder nie ausgehen zu lassen (so fomulierte es einst Dirks ebenso kinderbegeisterter Arbeitskollege) verabschieden müssen. Es bleibt also bei vier Kindern und drei Geschwistern für Henri. Die beiden Großen - Marie, 24 und Elias, 21 - sind mittlerweile (wie man so schön sagt)  aus dem Haus und mittlerweile  leben wir im Alltag wie die klassische Vater-Mutter- 2 Kinder-Familie. Weil Amelie zunehmend Zeit für sich und mit ihren Freundinnen verbringt, fühlt es sich manchmal ein wenig an, als sei Henri ein Einzelkind. Ich bin so froh, dass er es NICHT ist, denn auch wenn die Geschwister nicht mit am Tisch sitzen, sind sie aufgrund der gemeinsam und in enger Verbindung verbrachten Jahre stets präsent. Dank WhatsApp klappt der Austausch von unzähligen Fotos und Nachrichten tadellos und ich bin dankbar, dass das Interesse an Kontakt ein gegenseitiges ist. Henri fragt ständig nach Marie und Elias, er schreibt ihnen Nachrichten und freut sich wie wir auf gemeinsame Wochenenden oder Urlaube, zuletzt an der Costa Brava.

Marie, 24 - große Schwester

Marie, 24, Studentin -  Lebensfroher Charakter und Zugpferd, das im Freundes- und Bekanntenkreis immer für gemeinsame Unternehmungen zu haben ist. Ihrem kleinen Bruder gegenüber ist sie  - unanfällig für Provokationen ;-)  - stets offen und freundlich zugewandt.

 

Marie studiert in Tübingen Französisch und Geographie auf Lehramt und und genießt das Studentenleben nicht nur an der Uni. Sie lebt mit ihrem Freund in einer schnuckeligen Zweizimmerwohnung, in der wir sie immer mal wieder besuchen und den Luxus genießen, bekocht und "umsorgt"  zu werden. Es ist schön und immer noch ein bisschen ungewohnt , bei der großen Tochter zu Gast zu sein, sich an den gedeckten Tisch zu setzen und sich Tübingen von ihr zeigen zu lassen. Was mich (typisch Mama ;-) immer wieder rührt, sind die vielen Erinnerungen an ihr ehemaliges Zuhause: Jede Menge Fotos, manche aus ihrer Kindheit und Jugend, viele von Henri und Amelie und so viele vertraute Erinnerungs - aber auch Gebrauchsgegenstände, die ich längst vergessen hatte und mich an frühere Zeiten erinnern.  

 

So sehr wir uns auch bemüht haben, Marie und Elias mit unseren Sorgen um Henri nicht so sehr zu belasten - während ich diese Bilder betrachte, frage ich mich, wie sehr (schwer) die ersten Jahre auch unsere Großen geprägt haben.

 

Wie toll, eine Schwester wie Marie zu haben! Sie ist erwachsen und steht doch für fröhliche Unbeschwertheit ... mit ihrer Art, immer das Beste aus allem zu machen, zieht sie auch andere mit, die gerne ein Stück ihrer Leichtigkeit nehmen würden (die Schreibende zum Beispiel).

Elias, 21 - großer Bruder

Elias, 21, mit Traumjob als Assistent bei Gelenk-OPs wünscht sich (fast) nicht sehnlicher als einen Studienplatz für Humanmedizin. Er ist leidenschaftlicher Speaker und Berater ... immer offen für Diskussionen, gerne auch der grundsätzlichen Art ;-) Ganz ohne Übertreibung ist er der beste Bruder, den man sich für Henri vorstellen kann - die beiden sind sich sehr nah und wären ohne das dritte Chromosom wohl auch auf den ersten Blick als Brüder zu erkennen. 

 

Elias ist nach dem Abitur vor zwei Jahren nach Heidelberg gezogen und hat dort zunächst einmal zwei Semester Philosophie studiert. Die anfängliche Unsicherheit, in welche Richtung er sich beruflich orientieren könnte, ist mittlerweile der festen Überzeugung gewichen, dass er auf jeden Fall Arzt werden möchte. Seine Bewerbungen um einen Studienplatz für Humanmedizin gingen und gehen an Unis in Deutschland, Österreich und den Niederlanden. Die Chance, in Deutschland studieren zu können, ist leider relativ gering, wenn auch nicht ausgeschlossen. Über das Losverfahren hat Elias sich an staatlichen Unis beworben, aber auch an zwei Privatunis, die bei denen der Abiturschnitt (bei Elias "nur" gut) für die Zulassung keine Rolle spielt. Im Sommer war er in Graz zum Medizinertest und wird dort auch nächstes Jahr wieder teilnehmen. Mittlerweile zieht er auch ein Studium in Bulgarien in Erwägung. Es ist hart, immer wieder Absagen zu bekommen - vor allem, wenn man wie Elias davon überzeugt ist, dass ihm aufgrund  der inneren Einstellung und Fähigkeiten ein Studienplatz mehr zustünde als 1,0-er-Abiturienten, die ohne weitere Prüfung oder Eignungstest nahtlos vom Gymnasium an die Uni wechseln. Jedoch hat es aus meiner Sicht auch etwas für sich, ein Ziel zu haben und mit Ausdauer dafür zu kämpfen -  ich selbst sehe es mittlerweile als Herausforderung und fühle mich bestärkt von den Berichten junger Ärztinnen und Ärzte aus meinem Umfeld, die zwischen drei und acht Jahren auf einen Studienplatz gewartet haben und die Zeit auch zum Erwerb persönlicher und fachlicher Kompetenzen genutzt haben. Mit aus früheren Zeiten vertraute Formulierungen und Ansichten im Sinne von verlorene Jahre oder verschenkte Zeit kann ich gar nichts anfangen. Zumal Elias seit Anfang 2019 das große Glück hat, zwei Chirurgen in Heidelberger Kliniken beim Einbau neuer Gelenke assistieren und dabei Praxiserfahrungen machen zu dürfen. Einen besseren Job gibt es in seiner Situation ganz sicher nicht und die Stunden am OP-Tisch erinnern ihn daran, dass es sich lohnt, bei den Bemühungen um einen Studienplatz nicht müde zu werden und schon gar nicht aufzugeben. 

 

 

Brüder ... Hätte Henri nicht das kleine Extra (-Chromosom), würden sie sich wohl noch ähnlicher sehen.

Was für ein rührendes Strahlen auf dem Foto links oben ❤️!

 

Amelie, 14 - kleine große Schwester

Amelie, 14,  Schülerin .... Was für ein Kind ... voller Leben und Temperament, das auch mal überschäumen kann.  

 

Dass Amelie vor vierzehn Jahren noch zu uns gekommen ist, war ein ganz großes Glück! Sie ist gesund und munter - trotz großer Befürchtungen von Menschen im näheren und weiteren Umfeld, mit deren Unverständnis (Habt ihr euch das auch gut überlegt?… Ob das gut war? …) wir vor und während der Schwangerschaft konfrontiert waren. Von Anfang an war sie nicht nur treue Begleiterin für Henri … sondern ein Sonnenkind mit ganz viel Lebensfreude, deren offenes Wesen nicht nur Henri, sondern uns allen gut tut. Dank Amelie wissen wir nun auch endlich, was man sich unter Pubertät vorzustellen hat - diesbezüglich waren wir doch eher unerfahren ;-). Es geht auf und ab und die Redewendung Himmelhochjauchzend - zu Tode betrübt (in diesem Falle eher erzürnt, aber richtig! ;-) fühlt sich mit Leben. Seit sie vor einem Jahr von der Waldorfschule aufs Gymnasium gewechselt ist, hat Lernen eine völlig neue Qualität für sie bekommen. Wir haben uns die Entscheidung, sie aus dem vertrauten Klassenverband zu lösen, nicht leicht gemacht. Gut, dass wir unserem Gefühl vertraut haben ... es hat nur eine Woche gedauert, bis sie offen zugegeben hat, dass unsere (mit ganz viel Drama einhergehende) Entscheidung die richtige war. An der neuen Schule gibt es in allen Bereichen klare Vorgaben und Amelie genießt es offenbar, genau zu wissen, woran sie ist, was sie ganz konkret für welches Fach zu tun hat und wie die verschiedenen Aktivitäten gewertet werden. Diese Klarheit gibt ihr die Orientierung, die ihr in den letzten Jahren gefehlt hat. Da sie ihre Aufgaben seit dem Schulwechsel weitestgehend selbstbestimmt und eigenverantwortlich wahrnimmt, ist auch von mir ganz viel Druck genommen. 

 

Fotos aus einer Zeit, wo die beiden Kleinen oft noch für Zwillinge gehalten wurden.

 

 Auch heute noch ist Amelie, wenn es sein muss, engagierte Beschützerin, Fürsprecherin und manchmal auch Kämpferin für ihren kleinen großen Bruder.

Gleichzeitig ist aber auch die Fähigkeit, für sich selbst zu sorgen und eigene Interessen mit Kraft zu vertreten, sehr gut entwickelt.  

 

Wie gut, dass Henri mit einer Begleiterin wie Amelie an seiner Seite aufwachsen durfte! Von wem könnte er sich sonst die schrägen Verrücktheiten abgucken? 

 

 

 

Dirk, bester Papa

Dirk, Hochschul-Prof. und überzeugt, den erfüllendsten Job zu haben. Er lebt und arbeitet die halbe Woche in Offenburg und gibt, wenn er zu Hause ist, 200 %, mindestens ;-).  

Die pränatalen Diagnosen Komplexer Herzfehler und Down-Syndrom haben die  Welt des begeisterten Papas zunächst genauso ins Wanken gebracht wie meine. Heute - 17 Jahre später und um viele angstvolle Erlebnisse und anstrengende Erfahrungen, aber noch mehr Glücksmomente reicher -  sind wir beide unendlich dankbar für Henri und die anderen Schätzchen. 

Doris, Mutter und Schreiberin

Doris, Mutter und Dozentin für Deutsch als Fremdsprache und wie Dirk überzeugt, den besten und erfüllendsten Beruf zu haben.

Das Foto hat Dirk 2017 am Black Beach in Island aufgenommen und ist eine Momentaufnahme, in der ich mich mit meiner Stimmung in diesem Moment wie auf keinem anderen Foto wiederfinde. 

 

Niemand hat mein Herz je so berührt ❤️.

 

 

 

19. Mai 2019

Froh und dankbar, dass ihr da seid ❤️!

 

 

19. Mai 2019

Und ganz zum Schluss noch ein Foto aus der bei den Kindern beliebten Reihe #jederwieerist 😀.