So oder so - oder: Du hast die Wahl

 

Vergangene Woche hat Henri drei Tage in einer Förderschule für körperliche und motorische Entwicklung hospitiert. Die Menschen dort haben ihn und uns herzlich willkommen geheißen. 

In Sachen Morbus Scheuermann habe ich heute  Nachricht vom Kinderorthopäden in Sankt Augustin bekommen. Henris Morbus Scheuermann erfordert eine Operation - wann, ist noch ungewiss. 

 

So:

 

Aus der Traum von Inklusion oder gar Inklusion an der Waldorfschule. So sehr hatte ich mir für Henri gewünscht, dass er auch in der Schule am ganz normalen Leben in all seiner Vielfalt  teilhaben kann. Und jetzt: Förderschule - Henri, unser Kind mit geistiger Behinderung wird von nun an die meiste Zeit des Tages nur Kinder um sich haben, die auch eine Behinderung haben. 

 

Oh nein!  Dabei habe ich doch alles getan, damit Henri die beste Behandlung bekommt. Bin mit ihm bis nach Hannover gefahren, fahre ihn zweimal pro Woche zum Schwimmtraining und bringe ihn jede Woche zur Physio. Sein Korsett hat er konsequent und mit großer Disziplin ein halbes Jahr Tag und Nacht getragen... Alles umsonst!

 

Armer Henri!

 

 

Oder so: 

 

- In der Klasse der Förderschule gibt es für neun Kinder eine Förderlehrerin, eine pädagogische Fachkraft und eine Krankenschwester. Angela, Henris Integrationshelferin, berichtet schon am ersten Tag, dass sie Henri schon lange nicht mehr so hat strahlen sehen. Als ich ihn am zweiten Tag abhole, steht er mit einem anderen Jungen am Tischkicker - es sieht so wunderbar normal und unspektakulär aus. Zuvor war er bei den Schulschafen und hat im Schulgarten Tomatenpflanzen gesetzt. Natürlich zusammen mit den anderen Kindern, auch die drei Kinder im Rolli haben gepflanzt, erzählt er mir.  Am dritten Tag berichtet mir die Lehrerin, dass Henri für die anderen Kinder Klavier gespielt hat: Freude schöner Götterfunken und danach Weißt du, wie viel Sternlein sehen. Zum Schluss hat er dieses Lieblingslied dann auch gesungen. Die Kinder haben zugehört und applaudiert. Er hatte auch Schwimmunterricht in der Schule und war froh, zeigen zu dürfen, was er in zwei Jahren Schwimmtraining gelernt hatte. Henri redet selbst nicht viel, aber er macht einen zufriedenen und ausgeglichen Eindruck - ich bin froh, die Rückmeldung der Lehrerin und auch Angelas Eindrücke von der Neuen Schule zu haben. 

Ist es nicht ein Glück für Henri, dass er in der Pause nicht mehr alleine mit seinem Pausenbrot da steht, sondern Teil der Gemeinschaft ist? Dass er schon am zweiten Tag mit anderen teilen darf, welche Musik ihn am meisten bewegt? Dass er wieder strahlen darf? 

 

- Der Morbus Scheuermann kann mit einer Operation behandelt werden, die deutschlandweit in zwei Zentren durchgeführt wird. Die Spezialisten von Hamburg und Sankt Augustin zeigen sich nach Sichtung der Röntgenbilder gleichermaßen überzeugt, dass eine OP unumgänglich ist. Aufgrund des Herzfehlers wird Henri in Sankt Augustin operiert werden - dort ist auch eine kinderkardiologische Mitbetreuung gegeben. Die Behandlung der Erkrankung ist schwierig, aber: Henri ist in besten Händen.

Zunächst jedoch sollen im Rahmen einer einen dreitägigen stationären Diagnostik - dem Skoliosecheck- Untersuchungen aus unterschiedlichen Fachgebieten durchgeführt werden. Erst danach werden wir Näheres wie Zeitpunkt, Möglichkeiten und Risiken der OP erfahren. Bis dahin verkneife ich mir weiterhin das Googeln.

Sind die Schmerzen erst einmal da, ist es oft nicht mehr möglich, den Patienten dauerhaft schmerzfrei zu machen - so schrieb mir heute der Kinderorthopäde aus Sankt Augustin. Anders betrachtet bietet diese Operation die Chance, dass Henris Schmerzfreiheit (er klagte noch nie über Rückenschmerzen und scheint auch in seiner Beweglichkeit nicht eingeschränkt zu sein) nicht nur vorübergehend, sondern von Dauer ist. Die Operation soll Lebensqualität erhalten - ähnlich wie Herz-OPs, die in der Regel sorgfältig geplant und möglichst bei gutem Allgemeinzustand durchgeführt werden. Diese Operation ist in erster Linie ein Chance und keine Bedrohung habe ich mir immer schon Monate vor den Herz-OPs gesagt - jetzt sollte ich es wieder tun. 

Glück im Unglück, könnte man auch sagen, dass es überhaupt die Möglichkeit gibt, diesen Morbus Scheuermann zu behandeln. Dass Ärzte mit besten Expertisen ihr Bestes zum Gelingen der Operation beitragen werden.

Und Glück, dass wir uns auch auch dieses Mal wieder der liebevollen Begleitung sicher sein dürfen. 

 

 

Du, 

nicht irgendeine unfassbare Kraft, 

entscheidest über dein Schicksal. 

Du bestimmst viel von dem, was dir geschieht 

und du hast die Wahl, wie du etwas sehen willst. 

Du trägst die Verantwortung für dein Glück 

und es hilft dir nicht weiter, 

andere für dein Unglück zu beschuldigen. 

Der unbewusste Mensch wird gelebt, 

der wache entscheidet selbst 

und lässt sich nicht vom Druck 

der Umstände bestimmen. 

Der Mensch, der entscheidet, 

wird auch durch seine Grenzen nicht leblos. 

Er ist auch in Grenzen nicht gefangen. 

Er findet Möglichkeiten, 

sein Leben schöpferisch zu gestalten. 

 

(Ulrich Schaffer

 

6. Mai 2018

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Kommentare: 11
  • #1

    Sarah (Mittwoch, 16 Mai 2018 05:30)

    Wie schön, dass ihr eine Schule gefunden habt, wo Henri sich auf Anhieb wohlfühlt! Kann/wird er dorthin wechseln?

  • #2

    Cornelia (Donnerstag, 17 Mai 2018 19:34)

    Den Post habe ich gerade so gerne gelesen. Unsere Tochter war auf ihrer Förderschule auch sehr glücklich. Als sie dann in die Werkstatt gewechselt hat, hat sie , da sie nicht sprechen kann, jahrelang immer wieder ihren Schulranzen hervorgekramt, um zu zeigen, dass sie wieder in die Schule will!
    Alles Gute!
    Cornelia

  • #3

    henri-mittendrin (Freitag, 18 Mai 2018 09:04)

    Ja Sarah, ich bin froh, diese Schule für Henri gefunden zu haben. Eigentlich sind jetzt nur noch formale Dinge zu regeln: Die bisherige Schule muss zum Beispiel für das Ministerium einen Bericht zur bisherigen Förderung schreiben �.

  • #4

    Henri-mittendrin (Freitag, 18 Mai 2018 09:13)

    Danke, Cornelia! Bisher sind wir noch so sehr mit der Schule beschäftigt und das Berufliche scheint noch so weit weg . Wie alt ist denn eure Tochter? Fühlt sie sich wohl in der Werkstatt? Wie empfindet sie ihre Arbeit und den Kontakt mit anderen Menschen mit Behinderung? Ist sie lieber dort als zu Hause? Liebe Grüße und alles Gute!

  • #5

    Cornelia (Freitag, 18 Mai 2018 10:34)

    Unsere Tochter ist 25 (ich kann es selbst kaum glauben, das ging so schnell!) . Sie ist im Betreuungsbereich der Werkstatt, da sie außer Down Syndrom noch weitere Beeinträchtigungen hat. Dort ist sie sehr glücklich, die Betreuer stellen sich sehr auf sie ein. Mit Hilfe kann sie kleine Arbeiten verrichten, wenn sie gut drauf ist. Sie hat dort gute Freunde aus Schul- und Kindergarten Zeit um sich, auch nonverbal, "still einvernehmlich". Sie geht sehr gern morgens aus dem Haus und kommt auch gerne heim.
    Trotzdem brauchte sie lange Zeit für die Umstellung Schule/Werkstatt. Mit meinem Kommentar wollte ich ausdrücken, wie sehr sich ein Kind auf einer guten Sonderschule wohlfühlen kann, da man heute ja vieles liest über die Abschaffung der Sonderschulen.
    Ebenfalls liebe Grüße und alles Gute!

    Cornelia

  • #6

    Jp (Mittwoch, 18 Juli 2018 23:30)

    Ich frage mich echt, um es hier um dein Kind geht oder um dich.
    "Oh nein! Dabei habe ich doch alles getan, damit Henri die beste Behandlung bekommt."
    Der Satz sagt so unglaublich viel. Anstatt es gar nicht dazu kommen zu lassen und deinem Kind sofort eine auch angeratene Umgebung an einer Förderschule zu geben, wo er nicht ausgeschlossen wird und Freunde finden kann... beginnst du eine Odysse, die damit geendet ist, dass dein Sohn wie weiß schon wie lange tot einsam und traurig war. Bei diesen "Inklusions-Eltern" die immer darauf beharren, dass die Kinder doch auf das Gymnasium gehen sollten oder auch(selbst wenn es nicht angebracht wäre, dem Kindswohl zu Gute) andere Regelschulen. In all den Berichten lese ich Eltern heraus, die mit der Situation nicht klar kommen und ihre Kinder zu Spielbällen ihrer selbst machen.

  • #7

    henri-mittendrin (Donnerstag, 19 Juli 2018 00:10)

    Hallo JP... "Der Satz sagt so unglaublich viel." Dein Blogeintrag auch - wie viel Unverständnis und sogar Wut schlägt einem da entgegen.
    Auf deine unsachlichen, sehr emotionalen Vorwürfe gehe ich nicht ein. Stil und und Inhalt sprechen für sich. Ob du wirklich mitreden kannst? Du fällst ein hartes Urteil über Eltern, in deren Situation du dich ganz offensichtlich nicht im mindesten einfühlen kannst.
    Jedoch möchte ich dich darauf hinweisen, dass du den Artikel ganz offensichtlich nur auf die Schnelle gelesen hast, sonst hättest du verstanden, dass ich die kursiv gedruckte Variante für NICHT hilfreich halte. Die Überschrift “so oder so“ deutet schon darauf hin. Vielleicht magst du dir die Mühe machen, ihn noch einmal mit etwas mehr Offenheit und weniger Vorurteilen zu lesen?
    Henri sollte übrigens nie aufs Gymnasium - wie kommst du darauf? Lies dich doch nächstes Mal ein bisschen näher ein, bevor du in dieser Art kommentierst. Und vielleicht magst du dich mal selber fragen, was dich an meinem nachdenklichen Post so provoziert hat. Musst es ja nicht öffentlich machen...

  • #8

    Jb (Donnerstag, 19 Juli 2018 17:00)

    Geht es hier denn nicht um den 2014er "Mutter möchte Kind auf Gymnasium schicken" Henri? Du musst mich ja auch nicht mögen ;) Ich habe nur ein begründetes Problem, wenn Kinder nicht die Förderung erhalten, die sie benötigen und Eltern, weil sie denken, es wäre etwas Gutes daran. Kinder auf Schulen schicken auf denen sie schlussendlich nur ins Abseits gedrängt werden. Ich als zukünftige gymnasial Lehrkraft habe beträchtlichen Zweifel daran, ob es so gut ist eine Klasse in der Klasse aufzubauen und was der Nutzen für beide Seiten ist. Der Lehrer zieht seinen Unterricht durch, während der Sonderpädagoge/Betreuer mit den leider nun einmal geistig behinderten Kindern sein Nebenprogramm veranstaltet. Das ist im besten Fall fragwürdig, im schlimmsten Fall eine Ablenkung für die gesamte Klasse und eine früher oder spätere Vereinsamung des betroffenen Kindes.

  • #9

    henri-mittendrin (Montag, 23 Juli 2018 13:11)

    @ Jb / Jp ?
    Zitat: "Geht es hier denn nicht um den 2014er "Mutter möchte Kind auf Gymnasium schicken" Henri? ". - Nein, um den "geht es hier nicht".
    Zitat: "Ich als zukünftige gymnasial Lehrkraft" ... beträchtlichen Zweifel ". - Diesbezüglich habe ich Zweifel.
    An Austausch bin ich immer interessiert, nicht jedoch an Urteilen - insbesondere von Menschen, die urteilen, ohne selbst betroffen zu sein oder aus eigener pädagogischer Erfahrung sprechen. Henris Wohl hatte und hat für mich immer höchste Priorität und ich bin sicher, dass sein bisheriger Schulweg gut für ihn war. Er hat viel mitgenommen aus den letzten Jahren - im Blog kannst du es nachlesen.
    Wenn wir den Rückmeldungen und Einschätzungen der Miteltern und Lehrer Glauben schenken, hat nicht nur Henri profitiert , sondern auch die MitschülerInnen und die Klassengemeinschaft. Nun ist Henri ein Teenager und es ergeben sich neue Themen und Fragen. Aufgrund dieser Veränderungen ( die im Blog ebenfalls ausführlich beschrieben sind) haben wir uns nun für die Förderschule entschieden.
    Solltest du dich für Henris Entwicklung interessieren, steht es dir frei, sie im Blog nachzuvollziehen.

  • #10

    Elias Velten (Montag, 23 Juli 2018 14:39)

    Liebe JP!

    Ich muss sagen, dass ich etwas geschockt von Ihrem Kommentar bin aber Sie sind ja glücklicherweise noch "angehende" Lehrerin und haben noch ein wenig Zeit ihre Weltsicht zu öffnen ;)

    Ich würde Ihnen gerne einige Studien zu diesem Thema empfehlen. Diese sprechen eine sehr klare Sprache.
    Das Sie ja angehende Gymnasiallehrerin sind, darf man ja eine gewisse Intelligenz erhoffen und eine hoffentlich ebenso große Offenheit erwarten.

    Nun aber noch etwas in eigener Initiative:
    Ein Kind wie Henri hat nicht nur Recht auf Bildung sondern ebenso auf soziale Geborgenheit!
    Wissen Sie irgendetwas über Henris Entwicklung an dieser Schule? Ich wage es zu bezweifeln!
    Dieser Junge ist nun mehrere Jahre sehr glücklich zu dieser Schule gegangen.
    Dass sich die Interessen seiner Mitschüler mit der Pubertät entsprechend verändern war abzusehen.
    Er war aber bis dahin sozial sehr gut aufgehoben und das hat ihn glücklich gemacht. Henri fühlte sich unter diesen Mitschülern sehr wohl.

    Der Rest der Klasse musste niemals auf ihn warten oder auf Schulstoff verzichten. Sie hatten einen völlig regulären Schultag und haben sich dank Henri parallel menschlich entwickelt.
    Henri profitierte von der Zuneigung (gerade von den sonst eher groben Schülern, die bei ihm eine sehr liebevolle Seite zeigten).
    Henri profitierte von ihnen und sie von ihm. Das werden Ihnen alle Eltern bestätigen, deren Kinder diese Klasse besuchen.
    Dass Henri nun wechselt hat hauptsächlich interne und persönliche Gründe, die Sie nicht kennen.
    Seine "Einsamkeit" steht in keinem direkten Zusammenhang mit dieser Schule!

    Abschließend möchte ich Sie noch darüber informieren, dass es hier nicht um den Henri aus der damaligen "BILD-Schlagzeile" geht...
    Also eine Bitte:
    Wenn Sie keinerlei Einblick in eine solche Familie und ebenso wenig in eine solche Klasse haben, halten Sie sich bitte ein wenig zurück und werden Sie vor allem nicht beleidigend gegenüber einer Frau, die Sie nicht kennen, genauso wenig wie Sie Ihren Sohn und sein Leben kennen!
    Diese Mutter hat so viel gegeben für Ihren Sohn und die beiden sind ein so enges Team.
    Lernen Sie Menschen und Ihre Geschichte kennen und bilden Sie sich eine Meinung von Mensch zu Mensch!
    Wie würden Sie es finden, wenn ich Ihre Leben und Ihre Entscheidungen beleidigend kritisiere ohne, dass ich Sie als Mensch überhaupt kenne?
    Denken Sie bitte nur einen kurzen Moment darüber nach, ob Sie Henris Situation und sein Leben wirklich kennen und fassen können.
    Es ist so schwer Ihren Kommentar zu lesen und sich dabei vorzustellen, dass Sie irgendwo vor Ihrem Laptop sitzen und diesen Text auf Grundlage eines Blogeintrags schreiben und so quasi einen ganzen Lebensweg bewerten...
    Ich möchte ehrlich sein, es macht mich ein wenig traurig...

    "In all den Berichten lese ich Eltern heraus, die mit der Situation nicht klar kommen und ihre Kinder zu Spielbällen ihrer selbst machen."
    Interessant, dass all die Eltern anscheinend nicht mit der Situation klarkommen. Sind Sie nicht jemand, der nicht einmal die Situation an sich kennt?
    Sie haben kein "betroffenes" Kind und wissen daher auch nicht wie sich die Mutterrolle gestaltet.
    Sie kennen also die Situation nicht aber die vermeintliche beste Umgangsweise mit ihr meinen Sie zu wissen?
    Mh...

    Falls Sie sich fragen, was ich hier eigentlich möchte und warum ich mich einmische: Ich hoffe Ihnen ein wenig Ihren Blick weiten zu können als jemand, der Henri täglich erlebt und ihn seit Geburt kennt! Ich habe ihn bis hierhin begleitet und werde ihn auch weiter mutig begleiten, wann immer er mich braucht!

    Diese Antwort auf Ihren Kommentar schreibe ich keineswegs für ihn, das braucht er und auch seine Mutter nicht.
    Aber es gibt so viele Menschen, die so leichtfertig denken wie Sie und nicht kommentieren.
    Also für all diejenigen: Bitte nehmen Sie sich meinen Kommentar zu Herzen oder lassen Sie zumindest kurz diesen Gedanken zu.

    Mit freundlichen Grüßen
    Elias Velten

  • #11

    Bettina (Freitag, 03 August 2018 00:43)

    Lieber Elias,

    so ein schöner und wahrer Beitrag :)

    Liebe JP/JB,

    ich bin geschockt über Ihre Einstellung als zukünftige Gymnasiallehrerin (im Übrigen auch über Ihre fehlenden sozialen Kompetenzen, was im Umgang mit Henris Eltern deutlich sichtbar wird...). Es fällt mir gerade schwer zu verstehen, wie hier über die schulische Situation eines Jungen und über dessen Eltern geurteilt wird, ohne die Situation näher zu kennen.

    Ich arbeite als Förderschullehrerin sowohl im inklusiven Bereich in der Regelschule als auch an der Förderschule. Desweiteren kenne ich als Kusine Henri seit seiner Geburt und habe seinen Weg begleitet.
    Ist Inklusion sinnvoll? Durchaus, wenn es die Bedürfnisse des Kindes unterstützt. Und das war bei Henri bislang der Fall! Aber Bedürfnisse ändern sich!
    Und wissen Sie, Inklusion gelingt nur, wenn ALLE Beteiligten offen sind und sich bemühen. Sie hätten also wahrscheinlich durchaus Schwierigkeiten ein behindertes Kind so zu integrieren, dass ein für alle erfolgreiches und bereicherndes (!!!!) Erlebnis wird. Manche behinderte Kinder kommen im Regelschulbereich nicht klar, das ist wahr.
    Viele Kinder profitieren aber ungemein vom gemeinsamen Unterricht (sowohl die behinderten als auch die nichtbehinderten Kinder) und Henri gehörte bis jetzt zu diesen Kindern. Aber auch diese beiden Seite können sich im Laufe der Schulzeit ändern - und genau das passierte bei Henri.
    An ihrem Argument "Das ist im besten Fall fragwürdig, im schlimmsten Fall eine Ablenkung für die gesamte Klasse" erkennt man, dass Sie keine Erfahrung mit diesem Thema haben und auch eigentlich (das unterstelle ich jetzt ;)) auch keine haben möchten, denn ich habe während meiner langjährigen Arbeit in diesem Bereich noch NIE erlebt, dass die nichtbehinderten Kinder auf der Strecke geblieben sind. Das ist absoluter Quatsch. Im Gegenteil: Die nichtbehinderten Kinder in den Klassen, in denen ich behinderte Kinder betreue, profitieren doch von meiner Anwesenheit (und der dadurch entstehenden Doppelbesetzung) ebenso!
    Öffnen Sie sich dem Thema Inklusion mal und sammeln Sie Erfahrungen (als Gymnasiallehrerin haben Sie vielleicht das "Glück" keine behinderten Kinder, die Sie und ihre Mitschüler bremsen, unterrichten zu müssen)... Vielleicht, hoffentlich, sehen Sie die Sache dann mit anderen Augen.

    Viele Grüße.