Da wird doch das Leben auf den Kopf gestellt...
meinte gestern die Frauenärztin, als wir ins Gespräch kamen über das Leben mit einem Kind mit Down-Syndrom. Das Leben ist tatsächlich ein ganz anderes - aber es dauert nicht lange bis der "Kopfstand" zur neuen Normalität wird. Schwierig und sehr anstrengend wird es manchmal, wenn die neue Perspektive es schwer macht, die Dinge aus der anderen - nicht auf dem Kopf stehenden - Perspektive zu sehen. Weil mir der - scheinbar - normale Blickwinkel nur mit (schmerzhaften) Verrenkungen möglich ist, mag ich mich manchmal gar nicht darum bemühen. Umso schöner, wenn plötzlich - ganz unverhofft - jemand auftaucht, der offenbar auch kopfsteht. Wenn die Blickwinkel sich ähneln und nicht das Ringen um die andere Perspektive so viel Kraft braucht, dass vor allem innere Erschöpfung zurückbleibt, kann eine solche Begegnung im wahrsten Sinne be - glück - end sein.
23. Oktober 2014 - Kuchen backen für den Kindergeburtstag
Endlich ist es soweit - morgen feiern wir Henris 12. Geburtstag nach. Der Geburtstagskuchen spielt dabei eine herausragende Rolle. Nicht, dass Henri besonders gerne Kuchen isst ... aber das Kuchenbacken ist eines dieser Rituale, der bei denen er auf genaue Einhaltung besteht. Schon Wochen vorher spricht er mich mit allerlei Gesten und Worten auf den Kuchen an. Was er mit "so rund... und Loch" meint, ist sicher auch dem nicht Eingeweihten offensichtlich. Und weil wir an seinem Geburtstag in Spanien nur gekauften Kuchen anbieten konnten, wird es morgen den original Henri-mit-Loch-Kuchen :-) geben.
24. Oktober 2014 - Kindergeburtstag
Was für eine Freude bei der Feier! Schön, wenn die Gäste sich beim Kartenschreiben so viel Mühe geben und Henri sich vor dem Auspacken der Leseaufgabe stellt. Wie der Geburtstagsliederreigen am Bett ist bei der Feier auch das Hochheben mit "dreimal-hoch-Gesang" Pflicht :-)
26. Oktober 2014 - Luisenpark
Es wird für Henri immer wichtiger, es anderen gleichzutun - oft ist ihm die innere Überwindung anzusehen. Das Balancieren auf dem Mäuerchen ist seine Idee. Als Amelie ohne Furcht die Kletterbäume erklommen hat, frage ich ihn - wie immer - ob er auch gerne klettern möchte. Dieses Mal sagt er "ja...", aber als er - auf festem Boden stehend - die Arme um den Baum geschlungen hat, verlässt ihn der Mut... ich bin sicher, er wird es bei unserem nächsten Besuch wieder versuchen. Die Schwierigkeit der Akrobatik ganz rechts ist auf den Fotos vermutlich nicht gut zu erkennen. Vor dem China-Haus steht Amelie auf zwei Pfeilern, die sich für eine Gleichgewichtsübung anbieten. Für Henri ist es ungleich schwerer, obwohl er im Sitzen mit Spagat keine Problem hat. Er besteht darauf, dass Papa ihn von unten stützt und strahlt :-)
Tiefe Dankbarkeit
Ob sie mich in solchen Momenten auch überkommen würde, wenn unser Leben vor 12 Jahren nicht auf den Kopf gestellt worden wäre?
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