Dünnhäutig

Die Kehrseite der allgemein so positiv besetzten Intuition traf mich in der vergangenen Woche mit voller Wucht. Der völlig unerwartete Anruf meiner Mutter war andererseits eine (fast erlösende) Bestätigung von quälenden Vorahnungen, die ich bis dahin nicht greifen konnte oder wollte. Trotz schlimmster Befürchtungen hat sich der Zustand von Henris Opa innerhalb von nur drei Tagen so sehr verbessert, dass er in den nächsten Tagen aus der Klinik entlassen werden kann. Die Notärzte hatten sich getäuscht: Ursache des Zusammenbruchs war weder ein Herzinfarkt noch ein Schlaganfall, sondern ein anaphylaktischer Schock nach Wespenstich. Der Notarzt war gerade noch rechtzeitig gekommen.  

Der Schreck sitzt nicht nur (wortwörtlich) in den Knochen - es wird dauern bis die Hülle wieder einigermaßen intakt ist.

Nicht nur Henri ist anzumerken, wie stark (und auf welch verborgenen Ebenen) wir alle miteinander verbunden sind ... er nimmt jedoch am meisten auf und spricht aus, was andere vielleicht nur denken ... oder auch nicht. Heute Abend klagte er über einen rauen Mund - bei genauem Hinsehen erkennt man minimalste Bläschen. Vermutlich hat er schlicht raue Lippen ... mit seinem bittenden Blick und  einem leisen "Mama, Arzt anrufen" stößt er jedoch etwas an, bei dem ich Ursache und Wirkung nicht mehr auseinanderhalten kann. Vieles kann man sicher mit seinen Krankenhaus- und neuerdings auch Notarzterfahrungen erklären und dennoch verunsichert es mich. Intuition oder simple Reiz-Reaktion-Schemata? Zum Tagesabschluss hat er heute Abend dann noch gebeten, dass Papa ihn morgen bitte direkt nach der Schule abholt... "Ich mag nicht Notarzt." Und obwohl "Carpe diem" wohl gerade das einzige ist, was helfen könnte, will es mir nicht gelingen. 

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